Lara Wüthrich: Zeit der Konsolidierung für das Frauenunihockey
Die Bern Capitals bauen schrittweise die Frauenbewegung auf und aus. Auf die vergangene Saison hin stieg der Verein auch wieder im Frauenunihockey auf Erwachsenenstufe ein und errang in der 2. Liga gleich den schönen 3. Rang. Die Sportchefin Frauen, Lara Wüthrich, zieht Bilanz.
Die Caps haben sich vergangene Saison nach einer längeren Pause mit einem Team im Frauenunihockey zurückgemeldet. Ist uns der Wiedereinstieg geglückt?
In erster Linie kann ich diese Frage sicherlich mit Ja beantworten. Es wurden in den vergangenen Jahren vermehrt Stimmen laut, welche sich ein Frauenteam bei den Capitals wünschten. Nach Abklärungen, die sich über mehrere Monate hinzogen, wurde das Team dann gegründet.
Obwohl das Team schliesslich kleiner war als erwartet und einige Startschwierigkeiten überwinden musste, übertraf es die Erwartungen und führte die Tabelle zur Saisonmitte hin sogar an. Bis Ende Saison mussten die Capslerinnen dann noch einige Niederlagen in Kauf nehmen und erreichte schliesslich den 3. Schlussrang.
Was waren denn die Hauptgründe, weshalb sich der Start eher etwas harziger gestaltete? Wollten viele am Ende trotz anfänglichem Interesse nicht oder woran lag die Zurückhaltung?
Obwohl der Entscheid für die Neugründung im Januar feststand, wurden die ersten Probetrainings erst im April durchgeführt, was sicher eher spät war. Obwohl viele Spielerinnen diese Trainings besucht hatten, waren einige unsicher, ob sie zusagen sollten, weil mit der Neugründung doch einige Unsicherheiten blieben.
Faktoren wie die Teamkonstellation, ob die Trainings Spass machen würden und neue Lebensabschnitte bei einigen machten es schwierig, einen Zeitpunkt zu definieren, wo wir sagen konnten: «So, das Kader steht. » Einige Spielerinnen hatten auch noch Optionen bei 1. Liga oder NLB-Mannschaften, welche sie zuerst prüfen wollten.
Wenn Du nun von einem geglückten Start sprichst: welche Aspekte sind da besonders hervorzuheben, mal abgesehen vom 3. Rang?
Einerseits hatte sich innert kurzer Zeit ein Team mit einem gutem Zusammenhalt gebildet. Das Team nahm auch gerne während der Saison neue Mitglieder auf, Frauen, welche noch kaum Unihockey-Erfahrung hatten. Dabei stand der Spass im Vordergrund, was man in den Trainings und Spielen immer wieder anmerkte.
Neulinge spielen mit ex-NLA-Spielerinnen zusammen
Ein Glücksfall war auch, das sich Bastian als Trainer anerboten hatte. Es ist unglaublich wertvoll, wie er das Team die ganze Saison lang motivierte, führte und auf die Bedürfnisse der Spielerinnen einging. Man muss dazu sagen, dass dies sicher keine einfache Aufgabe war, da die Spielerinnen doch sehr unterschiedliche Unihockey-Hintergründe hatten, von Neulingen bis zu ex-NLA-Spielerinnen. Weiter nahm das Team auch Juniorinnen super auf, welche bei Trainings oder Spielen öfter das Kader auffüllten, was keine Selbstverständlichkeit ist und den Grundstein für das Weiterbestehen des Teams legt.
Wenn Du als Sportchefin Frauen nun auf die Stellung des Frauenunihockey im Gesamtverein blickst, wo stehen wir? Was gibt es zu verbessern?
Wir stehen immer noch am Anfang einer Entwicklung, somit gibt es noch einiges zu verbessern. Das Frauenteam wurde auch gegründet, um den Juniorinnen im Verein eine Perspektive bieten zu können. Die Anzahl an Juniorinnen und somit an Mädchenteams im Verein hat in den letzten Jahren stetig zugenommen. Letztes Jahr konnten wir auf jeder Stufe von den E-Juniorinnen bis zu den Frauen ein Team für die Meisterschaft anmelden. Allerdings gab es bei den Trainerteams einige Änderungen während der Saison und es hatten nicht alle Teams die ganze Saison lang Trainer:innen, was gerade für die Juniorinnen eine schwierige Situation war! Auch mich stellte das vergangene Jahr vor einige Herausforderungen, umso mehr freue ich mich, dass dieses Jahr zum Saisonstart alle Staffs besetzt sind.
Obwohl immer wieder Anfragen von Interessentinnen auf jeder Stufe kommen, gibt es doch auch immer wieder Abgänge und es gilt in erster Linie, die Strukturen zu festigen. Noch ist die Frauenabteilung kein Selbstläufer. Abschliessend kann ich dazu sagen, dass es jetzt sowohl Qualität in den Trainings braucht, als auch Werbung um noch mehr Mädchen fürs Unihockey zu begeistern.
Wie kann Dich der Verein, wie das Umfeld unterstützen?
Grundsätzlich erfahre ich viel Wertschätzung vom Verein und denke, dass viele den Wiederaufbau begrüssen, was viel wert ist. Weil mittlerweile fast ein Fünftel der Mitglieder Juniorinnen oder Frauen sind, denke ich aber auch, dass eine Vertretung im Vorstand oder eine weitere Position mit einer ähnlichen Rolle wie meiner der nächste zwingende Schritt ist. Einerseits um die Arbeit besser verteilen zu können, andererseits um den Juniorinnen und Frauen eine gebührende Stimme zu geben.
Noch ist die letzte Saison frisch im Gedächtnis, aber im Mai fängt ja schon die Vorbereitung auf die neue Saison an. Gibst Du uns noch einen Ausblick – wohin geht die Reise im 25/26?
Einen ungefähren Fahrplan kann ich sehr gerne skizzieren! Mit Ausnahme der D-Juniorinnen, welche wir auf diese Saison mit den E-Juniorinnen zusammengelegt haben, starten im Mai dieselben Teams wie letzte Saison. Viele Änderungen gab es, wenn wir einen Blick auf die Staffs, sozusagen die Reiseleiter werfen.
Michèle Fankhauser, welche den Aufbau der Frauenabteilung von Beginn weg begleitete, zuletzt als Headcoach der U21, tritt kürzer und nimmt sich eine verdiente Auszeit vom Unihockey. Auch die U17 hat einen komplett neu besetzten Staff und erfährt frischen Wind.
Der Aufstieg in die 1. Liga ist das Ziel
Wo die Reise enden wird, ist schwierig vorauszusehen, aber auch nur zweitrangig. Wie erwähnt geht es in diesem Jahr um die Konsolidierung der Strukturen und ich denke, dass die grundsätzlich gefüllten Kader und die Möglichkeit, neu auch «Skilltrainings» besuchen zu können für einige Erfolgserlebnisse und vor allem viel Freude auf dem Weg sorgen werden. Ich bin extrem gespannt, wie sich die Spielerinnen und Trainer:innen unter diesen Voraussetzungen einzeln und als Team weiterentwickeln können!
Und was gilt für das Frauen-Eins? Nach dem guten Anfang im ersten Jahr, können wir mit einer Steigerung rechnen?
Auch wenn die erste Saison schon gute Resultate einbrachte, eine Steigerung ist auf jeden Fall das Ziel; genauer soll der Aufstieg in die 1. Liga realisiert werden.
Wir wünschen allen viel Erfolg, Freude und Gesundheit. Danke für das Gespräch!
Vielen Dank, das wünsche ich im Namen der Juniorinnen und Frauen der gesamten Caps-Familie!